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3. Liga am Abgrund: DFB zieht die Daumenschrauben an

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Inzwischen habe ich beim Fever Pit'ch Tippspiel meine Prognosen für den 26. Bundesliga-Spieltag abgegeben. Mit einem gewissen Kalkül setze ich darauf, dass die meisten Mitspieler die Lust aufs Tippen verloren haben und ich betulich von Rang 45 raufklettern kann. Die Gelegenheit ist günstig: Niemand von den fast tausend Teilnehmern kann mit Gewissheit voraussagen, in welcher Form die 18 Mannschaften aus der Coronakrise zurückkehren. Kann schon sein, dass Bayern München bei Union Berlin einen auf die Mütze bekommt. Oder Borussia Dortmund gegen Schalke 04.

Die Bundesliga wird einem Glücksspiel ähneln. Keine Kulisse, eine versteckte Vorsicht beim Nahkampf, Unsicherheit beim Passspiel, ungenügendes Training: Der sorgsam vorbereitete Re-Start des deutschen Profifußballs hält vermutlich so viele Überraschungen bereit, dass das von Karl-Heinz Rummenigge erwartete Milliardenpublikum weltweit verwundert die Augen reiben wird: "Und das soll diese berühmte Bundesliga aus Deutschland sein?" Es erstaunt schon zu Genüge, dass die deutschen Klubvertreter gestern ihrem DFL-Präsidium die Gefolgschaft verweigerte.

Der verabredete DFL-Notfallplan, wonach die zwei Tabellenletzten bei einem Saisonabbruch absteigen müssen, fand nicht die erwartete Zustimmung und wird heute nicht verabschiedet. Die Klubs sind uneins, wie ein tabellarischer Zwischenstand im Fall des Falles zu handhaben ist. Man sollte deshalb nicht gleich von einer Rebellion sprechen. Aber diejenigen, die Profiabteilungen zu führen haben, entdecken ihre Mündigkeit wieder und nicken nicht mehr widerstandslos ab, was ihnen die gemeinsame Führung vorsetzt. Das war auf dem Höhepunkt der Coronakrise anders. Der Beschluss wurde nun vertagt.

Den Verbandsvertretern ist der Dissens über das weitere Vorgehen nicht wirklich vorzuwerfen. Wie in der Politik hat niemand in dieser einmaligen Situation einen alleingültigen Fahrplan, wohin die Meute ziehen soll. Jeder hat in der Krise ein Recht auf Fehler. Wo Vertrauen herrscht, ist ein Kompromiss selten fern. Das ist in der 3. Liga anders. Die Drohgebärden und Klagerufe lassen vermuten, dass im Binnenverhältnis des DFB einiges mehr im Argen liegt als allein die Bewältigung von Pandemie-Folgen. Vielleicht hilft Corona dabei ja auch: dass die Probleme endlich auf den Tisch kommen.

Einen widerstandsfähigen Donnerstag wünscht

Euer Pit Gottschalk

3. Liga am Abgrund: DFB zieht die Daumenschrauben an

DFB droht den Vereinen aus der 3. Liga

Im Streit um die Fortsetzung der 3. Liga bleibt der DFB bei seiner kompromisslosen Linie. Der Verband will einen Abbruch mit allen Mitteln vermeiden - nun sollen die Vereine für Schadensersatzforderungen haften.

Von Jörg Soldwisch

Ein Blick in der Bundesliga zeigt, was ein Schulterschluss zwischen Politik und Fußball bewirken kann. Zwei Etagen tiefer ist das genaue Gegenteil zu beobachten: In der 3. Liga erheben Funktionäre und Politiker gegenseitig schwere Vorwürfe, ein tiefer Riss spaltet die Liga in die Lager "Pro" und "Kontra". Der geplante Wiederanpfiff am 26. Mai ist angesichts der verhärteten Fronten alles andere als sicher.

Die scharfe Kritik von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) übe einen "unerträglichen Druck auf Politik und Vereine" aus und drohe mit Lizenzentzug, wies der DFB klar von sich - und ging seinerseits zur Attacke über. Für DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius müsse im Zuge der Blockadehaltung einiger Klubs "auch die Frage erlaubt sein: Kann man nicht oder will man nicht?"

Dann steigt halt keiner auf

In der dritten Liga verschärft sich die Drohkulisse, dass bei einem Saison-Abbruch niemand in die zweite Liga darf.

Fakt ist: Von den acht Klubs, die sich in einem Positionspapier gegen die Wiederaufnahme des Spielbetriebes aussprachen, sind sieben akut abstiegsbedroht. Die Spekulationen, sie würden den Saisonabbruch provozieren und sich den Klassenerhalt am Grünen Tisch erhoffen, schieben die Verantwortlichen aber klar von sich.

"Wir lassen uns nicht in eine Ecke drängen", sagte Sportchef Maik Franz vom 1. FC Magdeburg der Volksstimme. Der ehemalige Bundesligaprofi betonte, man würde sich lediglich "an die behördlichen Verfügungen" halten. Seiner Meinung nach erfahre der Profifußball gerade eine gefährliche Sonderrolle: "Es ist ein ganz schmaler Grat, auf dem sich der gesamte Fußball befindet. Wir müssen aufpassen, dass wir am Ende nicht alle als Verlierer dastehen."

"Der DFB spielt mit dem Feuer"

Wenn der DFB elf Spiele in fünf englischen Wochen austragen will, ist fairer Wettbewerb kaum möglich, meint Stefan Döring.

Magdeburg und die anderen Abbruchbefürworter beklagen zudem, dass die Hygiene-Auflagen bei einem Re-Start finanziell kaum umsetzbar seien. Der 1. FCM errechnete einen Mehrbetrag von einer Dreiviertelmillion, der Hallescher FC bezifferte allein den Bau des Containerdorfes mit Kosten von 800.000 Euro. Der DFB hatte den Klubs bei einer Saisonfortsetzung 300.000 Euro versprochen.

Für DFB-Vizepräsident Rainer Koch stellt sich jedoch die Frage, ob die Vereine auch den Start der neuen Saison blockieren würden, sollten die Hygieneanforderungen im Spätsommer ähnlich herausfordernd sein und es weiterhin keine Zuschauereinnahmen geben. "Die Abbruchbefürworter weigern sich permanent zu sagen, was ihre Alternative ist", schrieb Koch bei Facebook: "Wollen diese Klubs dann womöglich bis nächstes Jahr mit der 3. Liga aussetzen? Gehen die Klubs davon aus, dass sie dann noch wirtschaftlich existent sein werden?"

Europa-Bündnis gegen Geisterspiele

Ultra-Gruppen der „United supporters of Europe“ fordern die Aussetzung des Spielbetriebs auf dem gesamten Kontinent.

An Insolvenzverfahren für die Klubs hat auch die Politik kein Interesse. Doch während mancherorts schon mit dem Teamtraining begonnen wurde, fährt Sachsen-Anhalt eine knallharte Linie. Landeschef Haseloff erlaubt Magdeburg und Halle lediglich Kleingruppentraining ohne Körperkontakt, der Spielbetrieb bleibt bis zum 27. Mai untersagt. Ein Tag zuvor soll aber schon der Ball in der 3. Liga rollen. Für Halle-Präsident Jens Rauschenbach ist schon jetzt klar, dass dieser Termin "so nicht zu halten ist".

Wegen des Streits riefen die Präsidenten der Regional- und Landesverbände des DFB die Klubs bei einer gemeinsamen Videokonferenz am Mittwoch zu mehr Verantwortung auf. Peter Frymuth, als DFB-Vizepräsident Spielbetrieb und Fußball-Entwicklung für die 3. Liga zuständig, sagte: "Für alle Beteiligten gilt strikt, rein lösungsorientiert zu denken und nicht problemorientiert."

Jörg Soldwisch ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

Rumpeln im Oberhaus

"Es ist überflüssige Unruhe aufgekommen"

Es soll hoch hergegangen sein, als am Mittwochvormittag die 18 Bundesligisten in einer Videokonferenz über einen brisanten Antrag des DFL-Präsidiums abstimmte.

Marco Bode beklagt "mangelnde Sorgfalt" der DFL

Zu den acht Erstligisten, die den Antrag auf die Abstiegsregelung im Fall eines Saisonabbruchs ablehnten, zählt auch der SV Werder.

Nur wenn es ums Geld geht, sind sich alle einig

Es ist kein gutes Bild, das die Bundesliga-Klubs gestern abgegeben haben. Die Kolumne von Alfred Draxler.

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